Besuch in Gaza

16. 5. 2010 - 26. 5. 2010

Ein Bericht von Peter Voß

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Tag für Tag-Bericht

Ich flog nach Kairo, übernachtete im gleichen billigen Hotel am Tahrir Platz, in dem ich anlässlich des Gaza Freedom March im Dezember 2009 gelandet war und freute mich, dass mich dort alle wiedererkannten. Ich war mit ungefähr 40 Kilo Gepäck unterwegs, einer Reisetasche, wohl gefühlt mit Notfallausrüstung wie Schlafsack und Luftmatratze, einem Rucksack mit meinem Klapprad darin und Handgepäck mit einem Notebook und einer Reihe von Ladegeräten. Notfalls konnte ich das alles alleine herumschleppen.

Sonntag, 16. Mai 2010

Ich fuhr mit dem Bus von Kairo nach El-Arish und übernachtete dort in einem Strandhotel. Am Sonntagmorgen nahm ich ein Taxi und fuhr zum Rafah-Übergang, wo ich gegen 9 Uhr eintraf. Kurz vor dem Übergang begrüßte uns über der Straße ein Bogen mit der Inschrift "Leben Sie wohl, kommen Sie bald zurück". Ich nahm das als ein gutes Zeichen, denn es war bekannt, dass das Herauskommen genauso schwierig sein konnte wie das Hineinkommen.GazaMap3
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Der Taxifahrer lud mich ein Stück vor dem Übergang aus, so dass ich das letzte Stück laufen musste. Ein Kofferträgerjunge war sehr begierig mein Fahrrad zu schleppen. Wie sich zeigte, gab es an diesem Tag für ihn nicht viel zu tun. Er lungerte dort die ganzen 14 Stunden herum, die ich an diesem Tag dort verbrachte.

Als ich ankam war an der Grenze alles ruhig. Kurz nach 10 Uhr traf ein Bus ein und fuhr in das Kontrollpunktsgelände - das übrigens architektonisch sehr aufwändig gestaltet ist -; hinein. Kurz darauf wurde ich auch eingelassen, passierte die Gepäckkontrolle und beantragte die Durchreiseerlaubnis. Nach einiger Zeit wurde ich in eines der hinteren Büros geführt, wo wiederum nach einer weiteren Wartezeit ein ziemlich unfreundlicher Beamter in Zivil auftauchte, der mir mitteilte, dass für mich keine Genehmigung vorläge, und ich daher das Gelände umgehend zu verlassen hätte. Das war natürlich völlig überraschend für mich und ich versuchte Kairo anzurufen, konnte aber nur feststellen, dass mein Telefon nicht funktionierte. Die Kontrollpunktgegend wurde von Vodafone nicht bedient.

Da war nicht viel zu machen. Ich zog mit meinem ganzen Gepäck in das kleine Café vor dem Kontrollpunkt und überlegte wie es wohl weitergehen könnte. Ich bat den Cafébesitzer um sein Telefon und rief Kairo an. Es blieb nicht bei diesem einen Anruf. Ein Student bot mir sein Telefon an, für das er einen Pauschaltarif hatte. Ich habe seine Batterie fast leer telefoniert, bevor mir der Gedanke kam, dass ich mir vielleicht ein andere SIM-Karte besorgen könnte. Der Cafébesitzer verkaufte sogar welche. Ich fühlte mich dann deutlich sicherer, aber das war zunächst auch alles.
Es saßen dort viele Menschen herum. Die meisten von ihnen warteten auf Verwandte. Viele von denen saßen stundenlang auf der anderen Seite fest. Unter den Wartenden waren einige Palästinenser, die im Ausland lebten und gut Englisch sprachen. Das war eine große Hilfe für mich, denn die meisten Grenzpolizisten sprachen kein Englisch.

PorterBoy Helper WaitingGirl
Fahrradträger, Telefonhelfer, wartendes Mädchen

Die Stunden vergingen, nichts geschah. Es war nicht extrem heiß. Irgendwie war es ganz interessant zu sehen, was alles so vorging, zum Beispiel ein kleines, sehr ernsthaftes und schön herausgeputztes Mädchen zu beobachten, das - wie sich herausstellte, auf eine weibliche Verwandte wartete, die vielleicht ihre Mutter war; sehr ruhig von 3 Uhr nachmittags bis um 10 Uhr in der Nacht, bis schließlich eine junge Frau herauskam. Das Mädchen lief zu ihr hinüber, nahm ihre Hand und führte sie zum wartenden Auto. Kein Wort wurde gesprochen.

Kurz nachdem ich aus dem Kontrollpunkt hinausgeworfen wurde, schickte mir meine hilfreiche alte Dame zur Ermutigung eine ihrer Elfen. Diese setzte sich auf meinen Daumen, versuchte mir eine Nachricht zuzuwinken und wartete geduldig bis ich meine Kamera soweit hatte, um ein Bild von ihr zu machen. Ich bin nicht sehr abergläubisch, aber dies war eindeutig ein gutes Zeichen für mich, denn es war so ungewöhnlich.
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Mein Gepäck steht unter dem FensterBesucher auf meinem Daumen

Die Stunden vergingen. Um 17 Uhr informierte mich meine Kontaktperson, dass sie jetzt nachhause ginge, aber ihr Chef würde übernehmen. Er arbeitete an dem Projekt bis nach 20 Uhr, nicht gerade mit großer Begeisterung. Anscheinend kontaktierte er verschiedene Leute beim Sicherheitsdienst. Immer wieder mal übergab ich mein Telefon an die Wachleute am Eingang. Was immer er zu sagen hatte beeindruckte die Wachleute in keiner Weise, eher im Gegenteil wie es schien. Die letzte Information war, dass ich noch an diesem Abend durchkommen würde. Es wurde dunkel. Nur wenige Leute warteten noch. In großen Abständen kamen ein paar Leute aus dem Kontrollpunkt heraus, die von einer Meute von Kofferträgern regelrecht überfallen wurden.
Ich wartete bis um 23:00 Uhr und fuhr dann zu meinem bequemen Hotel zurück.


Montag, 17. Mai 2010

Um 9 Uhr morgens war ich wieder zurück, aber Zugang wurde wieder erst um 10 Uhr geöffnet. In der Zwischenzeit informierte mich mein Helfer aus Kairo über seine Fortschritte. So gegen 11 Uhr hatte er sich in der Hierarchie des Sicherheitsdienstes ziemlich weit nach oben gearbeitet. Da die Genehmigung die ganze Zeit vorgelegen hatte, ging plötzlich alles sehr schnell und alle waren extrem freundlich.
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Bald darauf saß ich im Bus, der mich auf die andere Seite brachte. Der Kontrollpunkt auf der palästinensischen Seite ist ein ziemlich einfacher Metallbau, der von den Israelis errichtet wurde und eine Zeitlang bis zum Zeitpunkt, an dem die Hamas die Macht in Gaza übernahm, von einer europäischen Polizeitruppe betrieben wurde. Die Ankunftsprozedur ist ähnlich wie in einem Flughafen, d.h. das Gepäck kommt bei einer Gepäckausgabe an. Ich war der einzige Ausländer und wurde nach einiger Zeit in einen anderen Raum geführt und nach dem Zweck meiner Reise gefragt. Ich entschied mich zu erwähnen, dass ich mit der Gesundheitsbehörde in Kontakt war. Als sich herausstellte, dass meine Kontaktperson, Dr. Yussef (das war eigentlich sein Vorname), an der Grenze bekannt war, machte dies die Sache für mich wahrscheinlich etwas einfacher. Die Geschichte hatte allerdings den kleinen Nachteil, dass Dr. Yussef von Gaza Stadt aus ein Auto schickte, das mich abholte, aber erst nach eineinhalb Stunden eintraf (die Fahrzeit liegt bei einer knappen Stunde).

Während der Fahrt nach Gaza Stadt hatte ich meine ersten Eindrücke von der Landschaft. Als wir durch die Randbezirke von Khan Yunis fuhren, war ich überrascht über den alten Baumbestand entlang der Straße. Der Fahrer fuhr ziemlich schnell und es war für mich schwierig, gleichzeitig die Gegend anzuschauen und dabei die Kamera einigermaßen ruhig zu halten.
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Ich wollte zu einem kleineren empfohlenen Hotel in der Innenstadt. Dort war aber kein Zimmer mehr frei, und deshalb fuhren wir weiter zu den Hotels am Hafen. In einem älteren Reiseführer wurde das Palestine Hotel empfohlen. Es ist ein größeres Hotel. Im unteren Bereich wurde es gerade umgebaut und daher machte es keinen besonders einladenden Eindruck. Aber ich hatte zwei Räume und  vom fünften Stockwerk aus einen guten Ausblick auf das Meer. Zumindest am ersten Tag schien ich der einzige Gast zu sein. Als ich am zweiten Tag, kurz nachdem ich das Frühstück eingenommen hatte, erkrankte, beschloss ich, in das Beach Hotel nebenan umzuziehen, das man mir zwischenzeitlich empfohlen hatte.

Der Fahrer fuhr mich noch zu einem Telefonladen, wo ich mir eine lokale Jawwal SIM-Karte und ein zugehöriges Guthaben erstand, wobei mir auffiel, dass das Guthaben eigentlich schon im Jahr 2007 abgelaufen war. Ich informierte alle, dass ich gut angekommen war, versuchte etwas vom in der letzten Nacht versäumten Schlaf nachzuholen und traf mich mit Dr. Yussef, der mich zum Abendessen in ein Fischrestaurant einlud, wo wir die einzigen Gäste waren. Fisch ist eine teure Delikatesse geworden.

PalHotel PVOnBike
Palestine Hotelvor dem Beach Hotel

Dienstag, 18. Mai 2010

Für 13 Uhr an diesem Tag hatte ich mit Dr. Josef ein Treffen im Gesundheitsministerium verabredet, um die Probleme zu diskutieren, die im Zusammenhang mit der Einladung des Gesundheitsministers zu einer Mitte Juni in Bad Boll stattfindenden Tagung entstanden waren. Den Vormittag konnte ich darauf verwenden, meine erste Entdeckungstour des Gazastreifens zu unternehmen. Da ich dafür nur einige Stunden hatte, beschloss ich in nördlicher Richtung entlang der Küste anzufangen, wobei sich die Angabe 'nördlich' auf eine um etwa 42° gedrehte Karte des Gazastreifens bezieht.

Es ist jetzt wohl Zeit, sich zwei Landkarten des oberen Teils des Gazastreifens etwas genauer anzuschauen. Beide Karten sind um etwa 42° entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht.

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Die linke Karte zeigt die städtischen Gebiete und die Flüchtlingslager (dunkler) und in hellem und dunklem Violett die 'no-go'-Zone im Norden (das helle Violett markiert das Gebiet der früheren Siedlungen) und den 300 m-Todesstreifen entlang der restlichen Grenze.

In der rechten Karte sind die städtischen Gebiete grau markiert. Sie zeigt ebenfalls die verbotenen Gebiete. Zusätzlich sind all die Orte durch rote oder orange Quadrate markiert, wo durch die israelische Operation 'Gegossenes Blei' Gebäude zerstört oder stark beschädigt  wurden.

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In diesem Bericht verwende ich immer Stücke der Karte, die die Zerstörungsorte zeigt, um meine Fahrten und die Orte, an denen die eingefügten Fotos aufgenommen wurden, zu markieren. Wie bereits erwähnt, war die ausgedruckte Version dieser 'Zerstörungs-'Karte die einzige Karte, die ich dabei hatte. In den meisten Fällen erwies sie sich als ausreichend genau.

Ich wollte einen Eindruck bekommen von Landschaft, den Ortschaften und den Flüchtlingslagern. Ich wollte auch einen Blick auf die Befestigungen entlang der Demarkationslinie zu Israel werfen, ohne mich dabei in Gefahr zu begeben, d.h. ich suchte mir Gegenden aus, wo die Ränder von Ortschaften nahe an der Grenze lagen.

Destr1Wenn man von einem der Strandhotels losfährt, muss man nicht sehr weit fahren, um auf das erste Flüchtlingslager in Gaza Stadt, das Strandlager (Beach Camp, auch Ash Shati' Camp), zu stoßen. Ich filmte während wir hindurchfuhren. Es war eine der Gelegenheiten, bei der ich die Läden aufnahm, die am Rande des Lagers die Notrationen verkaufen, die mit 'unverkäuflich' markiert sind.

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Strand-Flüchtlingslager Ruine am Strand

Destr2 legendHinter dem Flüchtlingslager begann eine hügelige Landschaft mit einigen luxuriösen Gebäuden und etlichen Hochhäusern. Viele von ihnen wurden anscheinend nie fertiggestellt (siehe auch Teil 6). Ein Stück weit  gab es keinen Strand. Dies ist ein Bereich, in dem ungeklärtes Abwasser ins Meer fließt. Diese Stellen sind in der 'no-go'-Karte angedeutet. Als wir weiterfuhren, erniedrigte sich das Gelände wieder und der Strand setzte sich fort. Wir verließen die Hauptstraße, um näher ans Wasser zu kommen. Nahe an Punkt 2 auf der Karte befand sich mitten in der Sandfläche eine Reihe von idyllischen Ferienhäusern mit grünem Rasen davor und einem kreisenden Rasensprenger. Ansonsten schaute die Gegend ziemlich abgewirtschaftet aus. Einfache Strandcafes. Die Reste einer Wasserrutsche hielten sich irgendwie noch aufrecht.
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Destr3Wir fuhren zur nächsten Straßeneinmündung weiter (3). Dies ist eine Gegend, die viel Zerstörung erlebt hat, von der noch einiges sichtbar war.

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Ich wollte soweit 'nördlich wie möglich, aber nach einem kurzen Stück (4) hielt der Taxifahrer an und bedeutete mir mit "bumm, bumm", dass er nicht gewillt war weiter zu fahren. Wie man in der 'no-go'-Karte sehen kann, hatten wir die 'no-go'-Grenze der ehemaligen Siedlung erreicht.
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  Das rechte Foto zeigt andeutungsweise die
 Tankschiffmole des Kraftwerks in Aschkelon.


Wir fuhren zurück zur letzten Einmündung und fuhren den Hügel hoch Richtung Beit Lahiya.
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Auf dem Weg kamen wir an einer Gasflaschen-Füllstation vorbei, deren Hauptteil in Trümmern lag. Das Hinweisschild stand noch und war sogar auf Hebräisch beschriftet. Sonst gab es auf dieser Strecke eingezäunte Gärten und Felder, wobei ich – wie auch später meistens – nicht feststellen konnte was genau dort angebaut wurde. Im Hintergrund waren viele Gewächshäuser zu sehen. Der Boden war sandig und war mit Schläuchen von Bewässerungseinrichtungen überzogen. Ich hatte im Laufe der Zeit den Eindruck, dass im Gazastreifen der Feldanbau offenbar nur mit Bewässerung möglich ist.
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Wir erreichten den Westrand von Beit Lahiya (6), ebenfalls eine Gegend, die stark zerstört wurde. An einer Straßeneinmündung stieg ich aus dem Auto und filmte einen Panoramablick.

An dieser Stelle eine allgemeine Bemerkung zu Panoramaaufnahmen: Ich war offensichtlich sehr fixiert auf Videoaufnahmen, obwohl ich bereits die Erfahrung hatte, dass normale Fotoaufnahmen für Panoramen besser geeignet sind. In der hier gezeigten Darstellung ergibt sich bei der Betrachtung der Aufnahmen immer eine Reihenfolge von links nach rechts, auch wenn die Aufnahmereihenfolge u.U. anders herum war. Nur wenn es mir vom Verständnis her unbedingt notwendig erscheint, werde ich im weiteren Verlauf des Berichts auf die Aufnahmereihenfolge der Bilder hinweisen.

In dieser Gegend werden auf der Karte viele zerstörte Gebäude angezeigt. Wenn man auf das Satellitenbild schaut, sieht man, dass in der im Vordergrund des Panoramabilds zu erkennenden Leerfläche früher Bäume standen.
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(6) Am Stadtrand von Beit Lahiya. Panoramablick nach 'Südosten', rechts beschädigtes Haus.
Untere Reihe: Wassertank an der Straße (Blick nach 'Osten'), Straße nach Süden, Satellitenbild 2007

Ich hatte immer noch den Drang nach 'Norden', d.h. zum nördlichen Grenzbereich. Wir fuhren aus dem Ort hinaus in die Felder. Die Sicht war an diesem Tag mäßig. Man konnte nur andeutungsweise die ins Meer hinausreichende Mole des Kraftwerks und das Kraftwerk von Aschkelon selbst sehen. Ich ergänze mit einem drei Tage später aufgenommenen Bild.
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21_143_2 Das Foto links wurde drei Tage später aufgenommen

Wir kehrten zur Abzweigung zurück und setzten unseren Weg in Richtung Beit Lahiya fort.
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Die Gegend sah ziemlich arm aus. Als wir uns einer größeren Kreuzung näherten, gab es einen durch einen Traktor verursachten Stau. Ich stieg aus und lief zur Kreuzung vor, wo ich einen kleinen Supermarkt bemerkte. Ich beschloss hineinzugehen, um mich etwas umzusehen. Ich hatte einen ziemlich leeren Laden erwartet, wie ich solche Geschäfte im Westjordanland und in den Dörfern im Libanon gesehen hatte, aber dieser Laden war wohl gefüllt.
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Ich fragte den Ladeninhaber, ob ich filmen dürfe. Er stimmte zu solange wie ich ihn nicht filmen würde. Er sprach recht gut Englisch und beschrieb die allgemeine Versorgungslage während ich filmte (mp3-file, 2:53 Min, 1,4 MB). Offenbar ist größte Teil des Angebots in diesem Laden durch die Tunnel aus Ägypten hereingekommen (siehe dazu auch die Liste der von Israel hereingelassenen Sachen).
Während ich zuhörte, versuchte ich die verschiedenen Regale zu filmen. Als ich mir das Video später anschaute, hatte ich den Eindruck, dass die Regale vermutlich immer mit dem gefüllt wurden, was gerade erhältlich war. Fleischkonserven standen zwischen den Fruchtkonserven. Der Ladeninhaber erwähnte, dass er die Sachen nicht so beziehen konnte wie er es wünschte.
Es erinnert mich zu einem gewissen Grad an der Berliner Blockade 1948, wo ja die Grenze zu Ostdeutschland nicht geschlossen war. Weil sie aber von der westlichen Polizei kontrolliert wurde, wurden wir Kinder losgeschickt, um einzukaufen was immer es gerade gab.

Der Ladeninhaber erwähnte, dass sich kaum jemand eine Büchse mit Corned Beef für 7 Schekel (€1 => 4,9 Schekel) leisten kann, wenn das Einkommen oft nur bei $1 pro Tag liegt (die Unterstützung durch die UN beginnt offenbar, wenn das Niveau unter $2 pro Tag fällt. Siehe auch einen Artikel in der New York Times/ International Herald Tribune vom 13.7.10).
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Wir fuhren in nordöstlich in Richtung zum Übergang Erez weiter. Auf dem Wege dorthin fuhren wir an einigen modern wirkenden Wohnblocks vorbei, von denen einige sehr primitiv wirkende Blechhütten davor hatten.
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Kurz bevor wir die in Richtung Erez gehende Hauptstraße erreichten, hielten wir an einer erhöhten Stelle an, von der man guten Blick in die Landschaft hatte. Wir befanden uns direkt an der verbotenen Zone und konnten die Grenzbefestigung sehen, die hier als Mauer und nicht wie sonst als Zaun verläuft (9).Das dritte Foto zeigt das Dach des palästinensischen Kontrollpunkt an der nach Erez führenden Straße.
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Wir mussten die Fahrt abbrechen und nach Gaza Stadt zurückkehren, weil ich eine Verabredung im Gesundheitsministerium hatte. Als er die Stadtgrenze von Gaza City erreichten, kamen wir an einigen Ruinen vorbei, die nicht auf der Karte markiert sind. Das Ministerium befindet sich im Stadtzentrum an einer der Hauptstraßen, Al Wehda Street. Der Taxifahrer fuhr durch einige Nebenstraßen.

Die ersten beiden Fotos zeigen einen der Plätze, an denen der Schutt der zerstörten Gebäude dazu verwendet wird, um Sinterblöcke herzustellen (s. dazu auch das Interview mit Prof. Jendia). Das dritte Foto zeigt auf der linken Seite den Begrüßungsbogen von Beit Hanoun. Wenn der Gaza Freedom March wie geplant stattgefunden hätte, dann wären wir wahrscheinlich in dieser Gegend in Richtung Erez marschiert.
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Der Grund für meinen Besuch im Gesundheitsministerium war eine Mitte Juni in Bad Boll stattfindende Tagung mit dem Titel " Partner für den Frieden. Mit Hamas und Fatah reden", zu der der Gesundheitsminister, Basem Naim, eingeladen worden war. Wie wohl zu erwarten war, erhielt er aber kein Visum für Deutschland. Ich besuchte das Ministerium, um herauszufinden, ob es in dieser Situation einen technischen Ausweg geben könnte. Wie sich herausstellte, bestand daran aber kein Interesse.

Fortsetzung in Teil 3       Zurück zur Eingangsseite